Die Bibel verwendet viele Bilder, um jenen großen Gott zu beschreiben, der das Zentrum der gesamten Bibel darstellt. Zwar werden Geschichte, Menschen, Kräfte, Feinde und alltägliche Situationen in der Bibel ständig erwähnt, das zentrale Thema jedoch, das nicht unbemerkt bleibt, ist der Gott יהוה (JHWH – Jahwe). In der ganzen Bibel wird Gott oft als Krieger dargestellt. Hier werden zwei Geschichten analysiert werden, die Teil der Grundlage der Theologie in der Bibel bilden: Die Schöpfung und der Exodus.
1. Die Schöpfung
Von der Schöpfung an erscheint Gott als Krieger, der das herrschende Chaos besiegt. Diese Idee scheint Teil von Michelangelo zu sein, der die Erschaffung von Sonne und Mond nachzeichnet. Aber viel wichtiger als Michelangelos Interpretation ist, was die Bibel selbst sagt. Die Beschreibung des Arbeitstisches Gottes in HFA ist wie folgt: „Noch war die Erde leer und ungestaltet, von tiefen Fluten bedeckt. Finsternis herrschte.“ (1. Mose 1:2) Gott muss mehrmals eingreifen, damit alles so wird, wie er es geplant hat, und nicht sofort zum vorherigen Zustand des Chaos zurückkehrt: a) „Er trennte das Licht von der Dunkelheit“ (1:4); b) „Im Wasser soll sich ein Gewölbe bilden, das die Wassermassen voneinander trennt!“ (1:6) c) „Am Himmel sollen Lichter entstehen, die den Tag und die Nacht voneinander trennen“ (1:14). Nun, dies mag sehr wenig kriegerisch erscheinen. Das Konzept dieser Worte, das Menschen haben, die 1. Mose zum ersten Mal lesen, unterschiedet sich von dem, das die haben, die den Schöpfungsbericht bereits kennen.
Die Idee, die Gewässer zu trennen, hat in der Schöpfungsgeschichte der Babylonier, der berühmten Enūma eliš, eine sehr starke Resonanz. Diese Erzählung berichtet vom Ursprung der gegenwärtigen Welt der mit einer Teilung zweier Gewässer began: Apsu und Tiamat. Dies waren die Hauptgewässer. Tiamat wird mit einer Schlange oder einem Seeungeheuer, das einer würgenden Strömung gleicht, in Verbindung gebracht. In Enūma eliš muss der Gott Marduk Tiamat töten, um Ordnung zu schaffen und die Leuchter an den Himmel zu setzen. Psalm 74 hilft, die Verbindung zwischen diesen beiden Erzählungen des Ursprungs herzustellen:
12 Gott, seit uralter Zeit bist du unser König, schon oft hast du unser Land gerettet. 13 Du hast mit deiner Macht das Meer gespalten und den Seedrachen die Schädel zerschmettert. 14 Ja, du hast dem Seeungeheuer die Köpfe abgehauen und es den Wüstentieren zum Fraß vorgeworfen. 15 Du ließest Quellen und Bäche hervorsprudeln und brachtest große Ströme zum Versiegen. 16 Dir gehört der Tag und auch die Nacht, du hast die Sonne und den Mond geschaffen.17 Du hast alle Grenzen der Erde festgelegt, hast Sommer und Winter gemacht.
Dieser Psalm macht Gott zum König über alle Seedrachen, was auch immer sie waren. Er verbindet dies mit der Schöpfung, indem er über Tag und Nacht, Mond und Sonne sowie Sommer und Winter spricht. Das Wichtigste für den Psalmisten ist, dass sein Gott dies getan hat und dass er den Sieg über jedes Wesen hat, das versucht, die von Gott geschaffene Ordnung zu zerstören. Kurz gesagt, einer der Siege Gottes ist die Schöpfung!
2. Der Exodus
Auch der Exodus, der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, erinnert an Gott als einen Krieger. Erstens, findet ein Kampf der Kräfte zwischen dem Gott Moses und dem Gott der Ägypter statt. Die Ägypter glaubten, der Pharao sei der inkarnierte Gott Horus. Die Siege des Pharao wurden als die des Horus gepriesen. In einem ägyptischen Text findet man folgendes Lob über die Stärke des Gottes Horus:
Es lebe Horus, der mächtige Bulle …kräftige rechte Hand, die die neun Bögen abwehrt, den goldenen Horus …Mächtiger der Bögen in allen Ländern, der König von Oberägypten und Unterägypten,Sohn von Re und Herr der Kronen …Der gute Gott, mächtig mit seiner rechten Hand, heldenhaft und mutig wie Montu …Er bewirkt den Rückzug von … denen, die aufstanden [gegen ihn?] und ihren Mund mit anderem füllten.
Eine Kampagne von Seti I in Nordpalästina, Zeilen 1-14
Der Pharao war der verkörperte Horus, und als Moses zum Pharao kam, standen sich zwei Götter gegenüber: Horus und Jahwe. Gott sagt zu Mose: „Siehe, ich habe dich zu einem Gott gesetzt über Pharao“ (2. Mose 7:1). Dann sendet Gott die Plagen, damit der Pharao erfährt, „dass ich der HERR bin“ (2. Mose 7:17).
In Moses Lied beschreibt er Gott wie folgt:
1 Ich will dem HERRN (Jahwe) singen, denn er hat eine herrliche Tat getan…
3 Der HERR (Jahwe) ist der rechte Kriegsmann; HERR (Jahwe) ist sein Name.
6 HERR (Jahwe), deine rechte Hand tut große Wunder; HERR (Jahwe), deine rechte Hand hat die Feinde zerschlagen.
7 Und mit deiner großen Herrlichkeit hast du deine Widersacher gestürzt; denn da du deinen Grimm ausließest, verzehrte er sie wie Stoppeln.
8 Durch dein Blasen taten sich die Wasser empor, und die Fluten standen in Haufen; die Tiefe wallte voneinander mitten im Meer.
11 HERR (Jahwe), wer ist dir gleich unter den Göttern? Wer ist dir gleich, der so mächtig, heilig, schrecklich, löblich und wundertätig sei?
18 Der HERR (Jahwe) wird König sein immer und ewig.
2. Mose 15:1, 3, 6, 7, 11, 18 (LUTH1545)
Gott, Jahwe, ist derjenige, der die Feinde seines Volkes besiegt. Er ist derjenige, der mit seiner rechten Hand diejenigen zerstört, zerschmettert und zerschlägt, die sich gegen ihn erheben. Aber inmitten dieses Liedes erscheint wieder das subtile Lob, das daran erinnert, wie Gott die Gewässer, Strömungen, Abgründe und das Meer geschaffen hat. Es gibt keinen anderen Gott, der so ist wie der Gott Moses, der Gott Jahwe. Es ist interessant, wie ähnlich die Beschreibungen von Horus und Jahwe sind. Obwohl es ganz klar ist, dass sie sehr unterschiedlich sind! Die beiden haben mächtige rechte Hände und gehen gegen diejenigen vor, die sich gegen sie stellen. Könnte es sein, dass Moses dieses bekannte Lob von Horus an Jahwe richtet? Könnte es sein, dass er es als Spott den Ägyptern gegenüber benutzte und auch um zu beweisen, dass Horus durch den Hauch des Zorns Jahwes vertrieben wurde? Bei der Gegenüberstellung von Horus und Jahwe gewinnt Jahwe, der als der Krieger dargestellt wird.
Dies sind zwei Beispiele in der Bibel, in denen Gott als Krieger dargestellt wird, der diejenigen besiegt, die sich ihm widersetzen. Erstens das Chaos, die Gewässer und alle Mächte; zweitens, die ägyptischen himmlischen Gottheiten, insbesondere Horus, durch den Sieg über den Pharao, den inkarnierten Horus. Man kann schlussfolgern, dass Gott in der Schöpfung und im Exodus als Krieger dargestellt wird und manchmal zornig ist. Der Zorn Gottes ist nicht willkürlich, sondern führt zur Ordnung. Wenn man sich aber ihm widersetzt, entscheidet der Richter aller Richter, wütend zu werden. Es überrascht nicht, dass der Autor des Briefes an die Hebräer schrieb:
Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!
[1] Pritchard, James Bennett. The Ancient Near East: An Anthology of Texts and Pictures. Vol. 1. Princeton University Press, 1958. Seiten 31-39
[2] Ibid. Seite 182